Eiskaltes Schweigen by Burger Wolfgang

Eiskaltes Schweigen by Burger Wolfgang

Autor:Burger, Wolfgang [Burger, Wolfgang]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492951166
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2012-10-08T12:18:40+00:00


16

»Das ist aber eine Überraschung!«

Die unerwartete rothaarige Besucherin saß auf dem Stuhl neben Sönnchens Schreibtisch und war bereits mit einem Becher Tee versorgt. Susanne Heinemann war sichtlich immer noch erkältet. Sie folgte mir in mein Büro, fand auf dem Schreibtisch einen Platz für ihren dampfenden Becher und nahm so umständlich Platz, als wollte sie den Beginn unseres Gesprächs im letzten Moment noch ein wenig hinauszögern. Heute trug sie einen flauschigen flaschengrünen Pullover zu einer schwarzen Jeans und für das Wetter eindeutig die falschen Schuhe. Ihre Pumps waren schon vom kurzen Weg über den Parkplatz völlig durchnässt. Es war Freitagmorgen, kurz vor neun.

»Danke, dass Sie mich so ohne Anmeldung empfangen«, sagte sie heiser und mit unsicherem Lächeln.

»Ich nehme an, Sie haben die Fahrt nicht auf sich genommen, nur um ein wenig mit mir zu plaudern.«

Sie nickte nachdenklich, zückte ein Papiertaschentuch, tupfte sich die Nase. Dann verstaute sie es wieder in ihrer rehbraunen Handtasche. Klappte diese zu. Betrachtete sie noch für zwei Sekunden. Dann sah sie auf.

»Ich hätte es Ihnen vielleicht gleich sagen sollen. Wie Sie am Telefon sagten, Anita hätte so viel Bargeld gehabt, von dem man nicht weiß, wo es herkommt …« Sie schlug die Augen nieder.

»Da ist Ihnen etwas eingefallen.«

»Ehrlich gesagt, ich habe mich sehr gewundert, wie Anita das letzten April so locker weggesteckt hat. Auf einmal hieß es, sie hat gekündigt, von jetzt auf gleich, und vorher nie ein Wort. Natürlich hat das bei der IFS keinen Spaß mehr gemacht. Mit Konradin und den verrückten Amerikanern, die den Druck immer weiter hochschraubten. Aber trotzdem – man schmeißt doch nicht einfach so die Klamotten hin. Zweimal nicht, wenn man nicht mal was Neues in Aussicht hat, in den heutigen Zeiten! So dicke hatte sie es ja nun auch nicht.«

»Frau Bialas war also guter Dinge, nachdem sie gekündigt hatte?«

»Ich habe sie ausgeschimpft. Richtig geschimpft habe ich mit ihr. ›Woher willst du denn wissen, dass du gleich wieder was findest?‹, habe ich sie gefragt, das ist doch in unserem Alter nicht mehr so leicht. Aber sie hat nur gelacht und mich stehen lassen. Später hat sie mal eine Bemerkung gemacht, und mir ist erst gestern klar geworden, dass das etwas zu bedeuten haben könnte: ›Ich bin erst mal für ein Weilchen versorgt, hat sie gesagt, mach dir um mich mal keinen Kopf.‹«

»Und jetzt haben Sie einen Verdacht, woher diese Zuversicht kam?«

Susanne Heinemann betrachtete missmutig die Griffe ihrer schmalen Handtasche.

»Ich dachte natürlich, sie redet von ihrer Abfindung. Aber dreißigtausend – ich meine, wie lange kann man davon leben, frage ich Sie?«

»Wir vermuten, dass sie jemanden erpresst hat.«

»Und ich vermute, ich kann Ihnen sagen, wen.« Mit einem Ruck sah sie auf. »Ich glaube, es ist Konradin«, sagte sie so eilig, als wollte sie ihren eigenen Zweifeln zuvorkommen. »Sie haben recht, Anita hat ihn erpresst.«

»Womit?«

»Wir waren beide seit Jahren überzeugt, dass er krumme Dinger dreht. Martin, ich meine, Degenhardt, muss es gewusst haben und hat ihn gedeckt. Wahrscheinlich hat er auch was von der Beute abgekriegt, damit er den Mund hält. Natürlich sollten wir anderen nichts davon wissen.



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